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Die Riedlkapelle in Großamberg

Rosalie Riedl

Rosalie Riedl hatte nicht nur ihren Mann verloren, sie verlor auch ihre Nichte Marie. In der Todesanzeige verliehen sie und Franz Préveaux, der Bräutigam von Marie Winkelmüller, ihrer Trauer Ausdruck, wenn sie schrieben: „Gebeugt von namenlosem Schmerze, geben wir die tieftraurige Nachricht von dem Ableben unserer innigstgeliebten Nichte und Braut, Fräulein Marie Winkelmüller. Sie starb bei vollem Bewusstsein, ergeben in den Willen Gottes und versehen mit den heiligen Sterbesacramenten um 7 Uhr morgens nach kurzem schmerzvollen Leiden. Die theure Verblichene wird am 11. September um 3 Uhr nachmittags vom Trauerhause, Rosenstrasse 11, aus in die Stadtpfarrkirche überführt und nach feierlicher Einsegnung am hiesigen Friedhofe in die eigene Gruft bestattet werden. Das heilige Requiem wird am 12. September um 9 Uhr vormittags in der hiesigen Stadtpfarrkirche gelesen werden. Urfahr, am 9. September 1895. Rosalie Riedl Baumeisters- und Realitätenbesitzers-Witwe Tante. Rosalie Winkelmüller Schwester. Franz Préveaux k.u.k. Oberlieutenant des 28. Infanterie-Regiments.“ (Abb.9)

Abb.9. Todesanzeige in der Tages-Post

Es muß als Eigenheit der damaligen Zeit angesehen werden, daß auf Bezeichnungen wie „Realitätenbesitzerswitwe“ Wert gelegt wurde. Wenn man sich vor Augen hält, daß Rosalie Riedl 1895 von Schulden bereits erdrückt wurde, mag es doch ein wenig verwundern, daß die Todesanzeige eine halbe Zeitungsseite einnahm.

Im Hause Riedl war es nun leerer geworden. Rosalie Riedl lebte nur noch mit ihrer kleinen Nichte, Rosalie Winklmüller, zusammen, die damals 12 Jahre alt war. Das Haus beherbergte aber noch den Maurermeister Ludwig Berger mit Gattin Josefa und der am 1. August 1895 geborenen Tochter Rosalia. Wie aus den Kirchenrechnungsbelegen der Pfarre Urfahr hervorgeht, stand Ludwig Berger Rosalie Riedl tatkräftig zur Seite. Im Zuge einer Friedhofsvergrößerung hatte die Firma Riedl den Auftrag zum Bau einer neuen Friedhofsmauer erhalten und diese 1893 mit 1370 fl 99 kr in Rechnung gestellt (Abb.10,11). Die Quittung für den Erhalt einer Teilzahlung unterzeichnete damals noch Rosalie Riedl. Die Rechnungen weiterer Bau- und Reparaturtäigarbeiten an den Kirchengebäuden der Pfarre Urfahr wurden in den folgenden Jahren bis 1897 von Ludwig Berger „für Riedl“ unterfertigt.

   

Abb.10. Quittung über 1370 fl 99 kr für die Errichtung einer neuen Friedhofsmauer in Urfahr, 1893

Abb.11. Rechnung über 68 fl 42 kr für geleistete Arbeiten bei der Friedhofs-vergrößerung in Urfahr, 1893

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Text und Fotos (c) Dr. Thomas Schwierz