.
Nach 250 Jahren sperrt
Kaufhaus Gielge zu und sagt
Danke
Günther und
Natalie Gielge 1985 - 2018
Seit 250 Jahren gibt es am
selben Haus in Gramastetten ein Geschäft. Johann Forstner -
Marktrichter, war Kaufmann ab 1780. Ab 1850 wurde es
in fünf Generationen von der Familie Gielge geführt. Das
alteingesessene Familienunternehmen hat zwei Weltkriege,
große Wirtschaftskrisen mit dem Fleiß und Zähigkeit ihrer
Besitzer überdauert.
1850-1892 Josef Mayr und Rosa
Gielge 1992-1930
Elisabeth und Ludwig Gielge
1930-1963 Hugo und Rosa Gielge
Nicht nur dass die Familie
Gielge fünf Generationen ein Geschäft in Gramastetten
betrieb, alle waren auch für die Öffentlichkeit tätig. Josef
Mayr war Marktvorstand, Ludwig Gielge Gründungsmitglied der
Feuerwehr, Hugo Gielge Chronist und Heimatforscher, Günther
Gielge sen. war 38 Jahre lang Bezirksfeuerwehrkommandant und
Gielge Günther jun. betreibt seit über 20 Jahre die
Gramastettner Internetseite.
Im Laufe der Jahrhunderte
änderten sich der Geschäftstyp und die verkauften Waren
immer wieder. Gielge war ein Gemischtwarenhändler, wo man
Waren aller Art bekam, ob Farben, Eisen- und Papierwaren,
Geschirr, Waschmittel, Tabak, Textilien und vor allem
Lebensmittel konnte man kaufen. Noch vor 50 Jahren wurden
Zucker, Pfeffer oder Salz offen in Papiersäckchen
geschaufelt und gewogen. Die Kunden konnten die Waren
anschreiben oder auch zustellen lassen. Man spürte, als in
Linz die ersten großen Märkte öffneten, Gramastetten änderte
sich, die Ansprüche der Menschen wuchsen, sie wurden mobiler
und unabhängiger, da jeder Haushalt bald ein Auto hatte.
Einst gab es auf der Marktstraße in jeden Haus ein Gasthaus,
Gewerbebetrieb oder Geschäft, jetzt sind fast alle
verschwunden.
1963-1985 Günther und
Hildegard Gielge
1969 verdoppelte man die
Verkaufsfläche um 50m2. Als Ende der 80er Jahre zwei Märkte
in Gramastetten eröffneten, wurde 1990 das Warensortiment
angepasst und die Lebensmittel aufgelassen. Der Schwerpunkt
wurden die Textilen, Nähzubehör, Fotoausarbeitung,
Papierwaren, Trafik und Spielwaren.
Haus 1889 + 1930 + 1979 +
1990
2003 wurde der Laden wieder
umgestaltet, in neue Geschäftsmöbel und Beleuchtung
investiert. Textilen wurden aufgelassen und das Sortiment
für Bastelware, Schulware, und Geschenkartikel wesentlich
erweitert. Dienstleistung am Kunden umfasste auch Putzerei
und Näherei.
Die ständige Einsicht und
Umsicht das manche Warengruppen an einen Wendepunkt der
Wirtschaftlichkeit angelangt sind veranlasste jede
Generation zu handeln und der Blick in die Zukunft stellte
immer neue Herausforderungen.
2011 beschloss Gielge die
Post in Ort zu übernehmen, eine Dienstleistung am Kunden,
somit wurde es den Gramastetten erspart nach Ottenheim zu
fahren.
In den letzten Jahren spürte
man die Konkurrenz aus dem Internet, die die Waren, vom
Staat durch wesentliche Steuerbegünstigungen billiger
anbieten kann. Dem kann ein kleiner Laden auf Dauer nicht
standhalten.
Rückblickend für unsere
Zeitspanne, war es ein Generations übergreifender Einkaufen
bei Gielge. Heute war der Großvater mit seinem Enkel da,
Morgen war der Enkel bereits der Ur-Opa. Und “menschlich“
betrachtet gibt es auf diesen wenigen Quadratmetern viele
positiven Erinnerungen, an gegangene Menschen und an die
viele liebenswerten Situationen die man mit „den Kunden“
verbringen und erleben durfte.
Rückblickend für
den großen Zeitraum, kann man sagen, dass jede Generation
der Gielge´s sich sehr bemühte seine Kunden "ihre
Gramastettner" zufrieden zu stellen. Jetzt wird diese
Geschichte nicht mehr weiter geschrieben, denn am
30. Juni 2018 sind die 250 Jahre Vergangenheit. Viele haben
uns gesagt, dass sie traurig sind, über den Verlust des
Geschäftes auch für uns wird ein Stück unseres Herzens im
Geschäft zurückbleiben.
Günther und Natalie Gielge gehen in den Ruhestand und danken
den Kunden für ihr jahrzehntelanges Vertrauen und Treue.
Ab 11. Juni 2018 werden
Bastel- Spielware, Geschenkartikel, Schulartikel,… um 50 %
abverkauft.
Pfiat eich!
Text/Fotos:
Günther und Natalie Gielge
|