Geschichte
der Pummerin
Die
Pummerin ist die größte Glocke Österreichs, die nur zu ganz
besonderen Anlässen geläutet wird. Am bekanntesten ist für
viele Menschen das Einläuten des neuen Jahres. Die Pummerin
war bis 1945 in der Glockenstube im Südturm untergebracht.
Seit 1875 wurde die Glocke nur mehr angeschlagen, da beim
Läuten zu große Schwingungen am Südturm festgestellt wurden.
Mit nur einer Ausnahme - beim Begräbnis Kaiser Franz Josef
I., im Jahre 1916, wurde sie noch einmal geläutet - wurde
diese Vorsichtsmaßnahme ein gehalten.
Die Pummerin war am 21. Juli 1711 vom kaiserlichen
Stückgießer Johann Achamer aus den 200 Türkenkanonen
gegossen worden, die beim Sieg über die Türken vor Wien 1683
erbeutet worden waren. Zweihundert Angehörige der Wiener
Handwerkszünfte zogen sie auf einem schlittenähnlichen Wagen
aus der Leopoldstadt durch die
Transport der Pummerin 1711
Rotenturmstraße zum Dom. Sie wurde durch das Riesentor - ein
Teil der Portalpfosten musste ausgebrochen werden - in den
Dom gebracht und von innen in die Glockenstube aufgezogen.
Dort blieb sie bis zum 12. April 1945. An diesem Tag, wenige
Tage vor Kriegsende, wurde der Dom in Brand geschossen und
dabei auch der Glockenstuhl vernichtet. Die Pummerin stürzte
in die Tiefe und zerbarst.
Die neue Pummerin, ein Geschenk des Landes Oberösterreich,
wurde in St. Florian (Glockengießerei Dipl. Ing. Karl Geisz)
gegossen. Am 26. April 1952 wurde die 20 130 kg schwere
Glocke in einer Triumphfahrt nach Wien gebracht, feierlich
konsekriert und im Bauhof aufgestellt, wo die Glocke mit dem
Klöppel angeschlagen wurde. Mittels eines Strickes wurde der
Klöppel von acht Arbeitern der Dombauhütte hin- und
hergezogen.
Die Maße der Pummerin sind beträchtlich: Neue Pummerin
Der Durchmesser beträgt 314 cm, die Höhe mit Krone 294 cm.
Die Schlagtonlage ist c + 4/16 eines Ganztones. Die Länge
des Nachhalles von ca. 200 Sekunden beweist die Güte des
Gusses. Als Material für den Guss verwendete man Reste der
alten Pummerin und anderer zerstörter Glocken des Domes. Die
Notwendigkeit, der neuen Pummerin eine Glockenstube zu
geben, ließ dann die Wiederaufbauarbeiten am stark
beschädigten Nordturm in ein entscheidendes Stadium treten.
1956 führte Dombaumeister Stögerer den Aufbau in alter Form,
aber mit einer neuen Konstruktion durch, bei der ein
Betonkern Nordturm
mit Quadern aus bestem St. Margarethener Kalksandstein
verkleidet wurde.
Der Abschluss erfolgte 1957 wieder mit einer
adlergeschmückten Renaissancekuppel aus Kupfer. Nach dem
bekrönenden Adler wird der Turm seit dem 16. Jahrhundert als
Adlerturm bezeichnet.
Nach Abschlussder Renovierungsarbeiten konnte die Pummerin
am 5. Oktober 1957 auf den Nordturm aufgezogen werden. Beim
Einzug in den Dom mußten wieder, wie schon 1711, die
Portalpfosten etwas ausgebrochen werden. Am 13. Oktober 1957
konnte die Pummerin nach dem Evangelium das erste Mal wieder
läuten. Um die Glocke leichter erreichen zu können, wurde
anstelle der gotischen Wendeltreppe ein Schnellaufzug
eingebaut. Mit 2,7 m pro Sekunde werden die 50 Meter rasch
überwunden.
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