P. Konrad Just (1902 - 1964) P.
Konrad Just (1902 - 1964) war vor dem Krieg Kaplan und nach dem Krieg
Pfarrvikar in Gramastetten. Seine cholerische Natur machte ihn weit über
Gramastetten hinaus bekannt. Bruno
Gattringer hielt in seinem Büchlein „Don Camillo im Mühlviertel -
Die Verhängnisse des Landpfarrers Konrad Just“ - einzelne
Begebenheiten fest. Hier
werden Ausschnitte aus diesem Buch gebracht. „Don“
Just und sein Kino „Don“ Just war nicht nur Cineast, sondern
er war auch ein aktiver Pionier für das Kinowesen in Gramastetten.
Schon Ende der 20er Jahre spielte er seine Filme im damaligen Haus der
Kreuzschwestern (Marktstraße 10). Seine Vorführarmaturen waren aus
zweiter Hand. Es musste für ihn schwierig gewesen sein, einen Film bis
zum Ende durchlaufen zu lassen. Meistens ist er etliche Male abgerissen. Sehr gemischt waren seine Filmstreifen: Da
waren Filme, die heute zu den Klassikern zählen, wie „Christus, König
der Könige“, „Pat und Patterchon“ oder solche von Charly Chaplin.
Oder aber er führte zur Enttäuschung der Zuschauer ganz abgekratztes
Zelluloid vor. Wenn Asta Nielsen ihren Galan feurig küsste,
hielt der Herr Pfarrer vor die Linse des Vorführapparates ein Stück
Papier oder seine Hand. Bis über diesen Liebesentzug aus dem
Zuschauerraum Getrampel und Pfiffe aufkamen. Dann war die sittliche
Gefahr vorbei, und der Film lief wieder, bis er abriss. Indessen wurde in den hinteren Schmusebänken,
solange im Saal Dunkelheit herrschte, das Küssen in der Praxis geübt. Eines Tages funktionierte die boshafte Vorführapparatur
wieder einmal nicht. Das Publikum wurde ungeduldig und schon kam
„Don“ Just mit rotem Kopf und schwitzend aus seinem Operationshäuschen
zur Beschwichtigung seiner Kundschaft angesaust. Er war verwundert, dass
die im Saal so guter Stimmung waren, seit er aufgetaucht war: „Na,
wenn es da eh so lustig zugeht, kann ich meine Maschine weiter
reparieren!“ Was der gute „Don“ Just nicht wusste,
war, dass die Leute sich wegen seiner Hose amüsierten. Weil er um die
Taille immer mehr zunahm, ist die besagte Hose zu eng geworden. Für
ihn, über seinen Bauch nicht einsehbar, aber für die ganzen
Kinobesucher weithin sichtbar, hatte sich die Sicherheitsnadel gelöst
und die Hose des Pfarrers klaffte gerade an ihrer intimsten Stelle eine
halbe Spanne auseinander. Das war es, was heitere Stimmung aufkommen und
die Wartezeit vergessen ließ. Inzwischen ratterte es aber schon im
Hintergrund und die Vorstellung lief weiter über die leicht
zerknitterte Leinwand. Wegen der Lustbarkeitssteuer für den
Kinobetrieb lag er jahrelang mit der Gemeindeverwaltung im Clinch. Er
wollte eigentlich gar keine zahlen, weil die Bewohner froh sein müssten,
wenn er Kino machte. Nach zähen Verhandlungen und Androhungen von
Sanktionen einigte er sich mit der Gemeinde auf eine Pauschalsumme, die
er meistens zu zahlen vergaß. Das Kino war wichtiger. Eines Tages beschwerten sich seine Zuträgerinnen
über einen Bewohner des Ortes, der regelmäßig seinen sonntäglichen
Kirchgang versäumte. Da müsse der Herr Pfarrer Abhilfe schaffen. Das
Urteil war wahrhaft salomonisch: „Was wollt ihr denn eigentlich, der
Mann geht doch jeden Sonntag ins Kino!“ Um der Wahrheit zu dienen, muss man sagen,
dass das Kino des „Don“ Just eine echte Bereicherung für den Ort
war. Es hielt sich zweieinhalb Jahrzehnte, bis das Fernsehen kam. Der Handschlag Die
Geburt eines Kalbes im Stall eines aufrechten Agrariers, wie unser
„Don“ Just wohl mit Abstand einer ist, ist ein Glücksfall und
dieser Glücksfall wuchs im Stall seinem Ziele entgegen. Es war ein
Stierl, und das Zielgelände war der Schlachthof, auch wenn es sich um
einen Abkömmling der edlen Rasse von Fleckvieh handelte. Eine
Selbstverwirklichung in ein Erwachsenenalter bei Stieren ist im
Zeitalter der künstlichen Besamung fast ein Wunder. Die
Prognose für das Stierkalb war eindeutig. Nach einigen Wochen Aufzucht
wurde ein Viehhändler, oder war es ein Fleischhauer, eingeschaltet, um
das Schicksal des Kälbchens weiter zu gestalten. Der
Handel um einen gerechten Obolus war eine harte Sache, denn so ein
Handel per Handschlag der hat es in sich. Man konnte bei einer
Fast-Einigung des Kaufpreises die Hand immer wieder zurückziehen, um
diesen in die Höhe zu treiben. Die gesetzliche Rechtmäßigkeit eines
Handels war erst mit dem vollen kräftigen Handschlag vollzogen. Nach
langem verbalen Hin und Her kam das Preisangebot des Händlers den
Vorstellungen des Herrn Pfarrers näher, aber nur näher, nicht ganz.
Die Hand des „Don“ Just war zum rechtsgültigen Abschluss des
Handels bereit. Der laute Klatsch war Musik, die Geld brachte. Die
Abwaage war problemlos. Das Musterstück war nicht bockbeinig. Eine
leichte Führung, und schon war es auf der Waage. Damit hat es die
Brachialgewalt des Schubsens, Ziehens und Schiebens umgangen. Aber
dann schlug das Schicksal zu. Das Kalb musste
einmal, und das recht ausgiebig. Die ganze Misere landete ausgerechnet
neben der Waage. Deren Anzeige schlug zuungunsten des Pfarrers zurück.
Das gab Gewichtsverlust, den er beim besten Willen nicht verkraften
wollte. „Don Camillo“ formte seine Handflächen hohl, untergriff die
anrüchige Portion, und brachte sie auf diesem Wege wieder zurück auf
die Wiegefläche. Damit war die Welt wieder heil. Der Einspruch des Händlers
blieb diesem im Halse stecken, weil er bei „Don“ Just nicht
durchzubringen war, soweit kannte er ihn. Die
Überlegung, dass die Preisfestlegung per Handschlag nach dieser anrüchigen
Abwaage stattfinden hätte können, machte den Händler fast glücklich. Don Camillo und die
Literatur Die
öffentliche Leihbibliothek befand sich früher im Pfarrhof. Sie war
eigentlich eine Pfarreinrichtung und Just war damals als Kaplan ihr
Kustos. Der
Buchbestand war gut durchsortiert. Es gab allerdings einen kleinen Überhang
an kirchlicher Literatur, besonders viele Heiligenlegenden. Naturgemäß
waren die Leser der Trivialliteratur zahlreicher als die Konsumenten von
erbaulichen Schriften. Die salomonische Lösung des Kaplans Just für
das Missverhältnis war folgende: Wer zwei Krimi auslieh, kriegte eine
Heiligenlegende dazu und diese natürlich gratis. Bei
der Leihgebühr galt das Motto: Jugendliche zahlen die Hälfte. Aber
diese wurden genau kontrolliert, dass sie keine Liebesromane oder gar
Krimis in die Hand bekamen. Der Autor Reinmichl war da eine Ausnahme.
Dessen Liebesgeschichten kriegte jeder, weil der Verfasser ein Pfarrer
aus Tirol war. |