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ZUAGROAST

Kurt Pippig und Familie 

Foto: Kurt und Fricki Pippig mit einem herzhaften Prost auf ihre Heimatgemeinde Gramastetten

Wie man als junger Optikermeister aus Deutschland zuerst überzeugter Österreicher, Mühlviertel-Fan und schließlich noch begeisterter Gramastettner wird, zeigt die Geschichte von Kurt Pippig und seiner Familie.

Als jüngster Spross einer alteingesessenen Optiker- und Uhrmacherfamilie aus der badischen Kreisstadt Mosbach in der Nähe von Heidelberg ereilte mich Anfang der 50er-Jahre das Schicksal vieler „Jüngster“: während meine älteren Brüder Haus und Firma erbten oder studierten, durfte ich ein Handwerk erlernen und wurde anschließend in die Welt hinaus geschickt. Schon damals liebte ich den Sport, trieb Leichtathletik, spielte Fußball und Tennis. Meine besonderes Interesse galt dem Skisport und um das besser zu erlernen, versuchte ich eine Stellung in Österreich zu bekommen. Dies war außerordentlich schwierig, befand sich doch auch dieses Land im Wiederaufbau und gute Posten waren rar. Schließlich landete ich in Linz, zwar nicht in der Nähe der bekannten Skiberge, aber immerhin in Österreich.

Speziell durch den Sport fand ich schnell Anschluss und lernte auf dem Tennisplatz meine Frau kennen und lieben. Schon bald beschlossen wir, unser eigenes Unternehmen zu gründen und wenig später war bereits unser erster Sohn Klaus unterwegs.

Die ersten Jahre waren mehr als hart: Tag und Nacht an der Arbeit, die Wohnung viel zu klein, das Kind konnte nur zwischen „Tür und Angel“ versorgt werden – typische Zustände von jungen Familien und Firmengründern in jener Zeit. Diese Umstände und die damals noch gar nicht so gute „Linzer Luft“ führten zu gesundheitlichen Problemen bei unserem kleinen Sohn und der Arzt riet dringend zu „Luftveränderung“ – am besten im Mühlviertel.

Einer meiner besten Freunde, der leider viel zu früh verstorbene Professor Gust Seidlmann, war ein begeisterter Rodltal-Fan und hatte damals in der Nähe des heutigen Waldbads einen  Wohnwagen als Wochenend-Idylle. Er erzählte von einem kleinen Haus an einem Bach ganz in der Nähe, das eventuell günstig zu erwerben wäre. Und so kam es, dass ich im Jahre 1962 von der Familie Pammer das Haus Lichtenhag 7 erwarb. In dieser Zeit kam auch unser zweiter Sohn Rainer zur Welt und mit der tatkräftigen Hilfe meiner Frau und vieler Freunde richteten wir uns in unserem neuen Wochenend-Domizil häuslich ein.

Vom „Wochenend-Gramastettner“ wurde ich mit meiner Familie schon sehr bald zum „Halbjahres-Gramastettner“. Jedes Jahr im Frühling zogen wir mit Sack und Pack in unser geliebtes Haus, im Spätherbst wieder in unsere Linzer Wohnung. Im Herzen war ich  sofort ein richtiger „Mühlviertler“. Ich sammelte alte Gebrauchsgegenstände aus der Gegend, begeisterte mich für alte Granitgrander und geschnitzte Tramdecken, presste das eigene Obst mit einer alten Handpresse zum hauseigenen Most und verbrachte mit meiner Familie jede freie Minute in Gramastetten. Auch die freundliche und offene Art der Gramastettner hatten es mir angetan: als „Zuagroaster“ nahm man mich gleich in die  Senioren-Fußballmannschaft auf, bei der feierlichen Einweihung der Tennisanlage durfte ich mit Dr. Herbert Grünberger das Eröffnungsmatch bestreiten und auch sonst gaben mir alle stets das Gefühl, einer der „Ihrigen“ zu sein.

Die Jahre vergingen und meine beiden Söhne wurde flügge. Mein Sohn Rainer, der ja sozusagen von Geburt an ein „Gramastettner“ war, äußerte eines Tages den Wunsch, unser Sommerhaus zu übernehmen und es zu seinem Hauptwohnsitz auszubauen. So kam es dann auch und – um die Bande mit Gramastetten endgültig zu besiegeln – heiratete er eine fesche Gramastettnerin und gründete eine Familie. Für einige wenige Jahre waren meine Gattin und ich – was den Wohnort betrifft - nun wieder Linzer geworden. Schon bald fand ich in der Götzlingstraße, noch im Gemeindegebiet von Gramastetten,  ein Grundstück, auf dem mein Sohn Klaus und ich nebeneinander zwei Wohnhäuser bauten.

Mit unserer Übersiedlung Anfang der 90er wurden auch wir wieder zu Gramastettnern.

Aus ersten bescheidenen Anfängen sind also schlussendlich alle Familienmitglieder echte Gramastettner geworden -  nicht durch Zufall, sondern aus ehrlicher Überzeugung!

   

Das Haus der Pammers, wo im Jahr 1962 die „Karriere“ der Pippigs als Gramastettner begann.

(BG10/2000)

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